Meine Worte berühren dich?
Dann trag dich gern hier ein und komm in meinen inneren Kreis – für ehrliche Impulse, stille Kraft und kleine Erinnerungen an dich selbst.

Viele Menschen, die hochsensibel sind, kennen ein Phänomen besonders gut: Geräusche, die für andere völlig normal erscheinen, wirken auf sie wie ein innerer Alarm. Das Klappern von Geschirr, Schritte im Treppenhaus, Stimmen aus der Nachbarwohnung oder sogar Atemgeräusche können zu Anspannung führen. Nicht, weil man „übertreibt“, sondern weil das Nervensystem anders arbeitet als bei weniger sensiblen Menschen.
Hochsensibilität betrifft nicht nur Emotionen oder die Art, wie man Stimmungen wahrnimmt. Sie zeigt sich sehr häufig als intensivere Reizverarbeitung des Hörsinns. Das bedeutet: Geräusche werden nicht nur wahrgenommen, sondern verarbeitet – und zwar tiefer, schneller und häufiger mit einer Stressreaktion verbunden.
Der Hörsinn ist derjenige unserer Sinne, der niemals „schlafen“ kann. Selbst nachts scannt er unsere Umgebung, um uns vor Gefahr zu schützen. Bei hochsensiblen Menschen ist dieser Überwachungsmodus aktiver. Das führt dazu, dass selbst kleine, unregelmäßige oder unerwartete Geräusche das Nervensystem in Alarmbereitschaft versetzen.
Das hat nichts mit „Einbildung“ zu tun. Im Gegenteil:
Das Gehirn hochsensibler Menschen verarbeitet Reize detaillierter und intensiver – ein Phänomen, das in Studien gut beschrieben ist. Der Körper versucht also schlicht, Sicherheit herzustellen. Nur ist die Schwelle, ab der ein Geräusch als potenzielle Bedrohung eingestuft wird, niedriger.
Wenn das Nervensystem ohnehin belastet ist – durch Stress, Schlafmangel, Überforderung oder emotionale Anspannung –, verstärkt sich die Geräuschempfindlichkeit oft. Man reagiert dann nicht nur sensibel, sondern gereizt, manchmal sogar mit Wut oder innerem Rückzug.
Das ist kein persönliches Versagen. Es ist eine körperliche Reaktion auf Reizüberflutung.
Das kann dazu führen, dass selbst alltägliche Geräusche unangenehm klingen, „in den Kopf fahren“ oder körperliche Symptome auslösen, wie Anspannung, Herzklopfen oder Kopfschmerzen.
Viele Betroffene schämen sich für ihre Reaktionen oder versuchen, sich „zusammenzureißen“. Doch Hochsensibilität ist keine Störung. Sie ist eine besondere Form der Wahrnehmung, die unter Stress überlastet werden kann. Die Geräuschempfindlichkeit ist in diesem Zusammenhang ein Hinweis darauf, dass dein System Schutz braucht – nicht, dass du falsch funktionierst.
Um zu verstehen, warum manche Menschen extrem sensibel auf Geräusche reagieren, lohnt sich ein Blick auf die Funktionsweise unseres Nervensystems. Denn Geräusche werden nicht einfach „gehört“ – sie werden bewertet. Und genau an dieser Stelle entsteht die Geräuschempfindlichkeit: nicht im Ohr, sondern im Zusammenspiel aus Ohr, Gehirn und autonomem Nervensystem.
Der Hörsinn hat eine besondere Aufgabe:
Er muss uns vor Gefahren warnen, auch wenn wir schlafen.
Deshalb ist das Ohr ständig aktiv. Es arbeitet rund um die Uhr und scannt die Umgebung:
Für Menschen mit einem empfindlicheren Nervensystem – wie Hochsensible, Menschen mit ADHS, Traumaerfahrung, Burnout oder chronischer Überlastung – läuft dieser Scan stärker im Hintergrund. Das Gehirn schaltet schneller in Alarmbereitschaft, auch wenn objektiv keine Gefahr besteht.
Unser autonomes Nervensystem besteht aus drei Modi:
Im Sicherheitsmodus können wir Geräusche gut filtern und ausblenden.
Im Stressmodus passiert Folgendes:
Das Gehirn verstärkt die Reizverarbeitung, um potenzielle Gefahren schneller zu erkennen.
Normale Wohngeräusche, Schritte, Stimmen, Essgeräusche oder technische Geräusche „fluten“ dann ungefiltert ins System.
Herzschlag, Anspannung, Muskeltonus und Atem verändern sich.
Der Körper bereitet sich auf eine Handlung vor („Do something!“).
Im Mittelohr sitzt der Stapediusmuskel, der laute Geräusche abdämpfen soll.
Unter Stress kann er:
Das führt dazu, dass Geräusche schärfer, aggressiver oder körperlich unangenehm klingen.
Regelmäßige Geräusche (Regen, leises Summen) kann das Gehirn gut verarbeiten.
Schwieriger sind:
Das Nervensystem bevorzugt Vorhersagbarkeit. Wenn ein Geräusch nicht berechenbar ist, steigt automatisch die Alarmbereitschaft.
Gerade Menschen, die sehr verantwortungsvoll, empathisch und aufmerksam durchs Leben gehen, haben häufig ein Nervensystem, das feiner eingestellt ist.
Das macht sie auch empfindlicher für Reize, wenn Stress, Müdigkeit oder emotionale Belastung dazukommen.
Die Geräuschempfindlichkeit sagt also weniger über „Belastbarkeit“ aus – und mehr darüber:
Geräuschempfindlichkeit hat viele mögliche Ursachen – und oft kommen mehrere Faktoren gleichzeitig zusammen. Neben Stress und Hochsensibilität spielen körperliche und medizinische Hintergründe eine große Rolle. Viele Betroffene wissen gar nicht, wie eng Ohren, Hormone, Stoffwechsel, Nerven und Muskulatur miteinander verbunden sind.
Hier findest du einen Überblick über die häufigsten körperlichen Auslöser.
Die Nerven, die am Übergang zwischen Kopf und Hals verlaufen, sind eng mit dem Hörsystem verknüpft.
Verspannungen im Nacken können verursachen:
Wenn die Halswirbelsäule blockiert ist, gerät auch die Wahrnehmung aus dem Gleichgewicht.
Bei einer craniomandibulären Dysfunktion arbeiten Kiefergelenk und Kaumuskeln ungleichmäßig.
Das kann zu Geräuschempfindlichkeit führen, weil:
Viele merken erst bei einer Diagnose, dass ihr Kiefer die Ursache war.
Auch verspannte Schultern, chronischer Stress oder Fehlhaltung am Arbeitsplatz können die Hörverarbeitung verstärken.
Auch dafür gibt es verschiedene Ursachen
Ein hoher Histaminspiegel kann das gesamte Nervensystem reizbarer machen.
Typische Folgen:
Viele bemerken die Geräuschverstärkung besonders nach bestimmten Lebensmitteln oder Wein.
Eine Unter- oder Überfunktion kann zu:
führen. Gerade bei Hashimoto ist der Hörsinn oft sensibler.
Kurz vor der Periode steigt der Stresspegel im Körper. Gleichzeitig sinkt Magnesium – dadurch wird das Nervensystem empfindlicher. Viele Frauen berichten:
„Eine Woche vor der Periode halte ich Geräusche schlechter aus.“
Typische Mängel an Mikronährstoffen, die Geräuschsensibilität verstärken können:
Ein erschöpftes Nervensystem reagiert stärker auf Reize.
Das Gehirn kann Reize schlechter filtern.
Geräusche „springen“ dann stärker ins Bewusstsein.
Diese Filterproblematik ist ein Kernsymptom von ADHS.
Fibromyalgie-Betroffene haben ein überempfindliches Nervensystem.
Daraus entstehen:
3. PTBS & Trauma im Rahmen von Geräuschempfindlichkeit
Bei Traumaerfahrungen bleibt das Nervensystem oft dauerhaft in Alarmbereitschaft.
Geräusche werden dann:
Wichtig: Das ist keine Überreaktion, sondern ein Schutzmechanismus des Körpers.
Bei Erschöpfung sinkt die Reizschwelle.
Normale Geräusche fühlen sich dann „zu viel“ an.
Viele Betroffene beschreiben eine Mischung aus:
Auch der Körper hat mehrere Möglichkeiten, diese Sensibilität auszudrücken:
Nach einem plötzlichen lauten Geräusch – Knall, Feuerwerk, Schuss – kommt es häufig zu:
Die Hörnerven sind nach einem Schockereignis besonders anfällig.
Manchmal reagiert nur ein Ohr empfindlich. Ursachen können sein:
Einseitige Geräuschempfindlichkeit sollte immer ärztlich abgeklärt werden.
Schlafmangel macht die Hörverarbeitung unruhig. Wer erschöpft ist, hat:
Deshalb erleben viele die Geräuschempfindlichkeit besonders morgens oder abends.
Hier zeigt sich ein typisches Muster:
Stress → Muskelspannung → schlechter Schlaf → erhöhte Geräuschsensibilität
oder
Hormonverschiebung → nervliches Ungleichgewicht → gereiztes Hörsystem
Geräuschempfindlichkeit ist fast nie monocausal. In der Praxis sehe ich häufig 3–5 gleichzeitig wirksame Faktoren.
Geräuschempfindlichkeit entsteht nicht nur durch körperliche oder hormonelle Faktoren. Auch die Psyche spielt eine entscheidende Rolle. Denn unser Nervensystem reagiert auf innere Belastung genauso wie auf äußere Reize. Wenn Gefühle, Stress oder alte Erfahrungen im Hintergrund arbeiten, verändert sich auch die Art und Weise, wie wir hören.
Viele Betroffene beschreiben, dass sie Geräusche besonders schlecht aushalten können, wenn sie:
Das ist kein Zufall. Geräuschempfindlichkeit ist oft ein Frühwarnzeichen des Nervensystems.
Bei Depression und depressiver Verstimmung sinkt die Reizschwelle des Nervensystems.
Geräusche fühlen sich dann nicht nur lauter an, sondern auch:
Die innere Reizleitung ist verlangsamt, während gleichzeitig die Stressreaktion schneller anspringt. Dadurch entsteht das Gefühl, „nichts mehr auszuhalten“.
Viele Patienten berichten, dass Geräuschempfindlichkeit genau in den Phasen auftaucht, in denen sie kaum Kraft haben – körperlich wie seelisch.
In einer Burnout-Phase arbeitet der Sympathikus permanent auf Hochtouren.
Das führt zu:
Geräuschempfindlichkeit ist dabei weniger „Symptom“ als vielmehr ein Signal: Das System braucht Ruhe, Klarheit und Entlastung.
Nach traumatischen Erfahrungen bleibt der Körper oft übermäßig wachsam.
Geräusche werden dann automatisch überprüft:
Das passiert bei Menschen mit der Diagnose PTBS (Posttraumatische Belastungs-Syndrom) reflexhaft, bevor man denken kann.
Viele Betroffene erleben kleine Geräusche wie:
als Körperalarm. Nicht, weil sie empfindlich sind, sondern weil das Nervensystem gelernt hat: „Ich muss wachsam sein.“ Gerade bei komplexen Traumata oder langjährigen Belastungen ist Geräuschempfindlichkeit ein häufiges Begleitsymptom.
Viele Menschen, die Geräusche schlecht aushalten, kennen im Inneren ein bestimmtes Muster:
Sie tragen sehr viel Verantwortung und haben hohe Erwartungen an sich selbst.
Häufig finden sich:
Wenn der innere Druck steigt, reagiert das Nervensystem stärker auf Reize von außen. Geräusche werden dann nicht nur gehört, sondern emotional – wie kleine Angriffe.
(Wird in Punkt 3 neurologisch erwähnt, bekommt hier die emotionale Komponente)
ADHS-Betroffene nehmen Umweltreize intensiver wahr. Geräusche können dann:
Es ist nicht die Lautstärke, die stört – sondern die fehlende Filterfunktion.
Geräuschempfindlichkeit zeigt sich erstaunlich oft in Phasen, in denen soziale Bindungen herausfordernd sind:
Wenn innerlich „zu viel los ist“, ist es akustisch kaum möglich, noch mehr zu verarbeiten.
Besonders häufig passiert das in familiären Konstellationen – ein Grund, warum Essgeräusche oder Alltagsgeräusche emotional so stark triggern können.
Viele erleben zusätzlich Scham:
„Warum halte ich das nicht aus? Was stimmt nicht mit mir?“
Dabei ist Geräuschempfindlichkeit eine verständliche Reaktion eines Systems, das überlastet ist – nicht ein Zeichen von Schwäche. In der therapeutischen Arbeit zeigt sich immer wieder: Sobald der Druck sinkt, sinkt auch die Geräuschempfindlichkeit. Emotionaler Druck ist meistens ein Zeichen dafür, dass ich von Menschen umgeben bin, die nicht auf ihre Gefühle hören - sondern von Vorstellungen geleitet werden.
Alle genannten Faktoren wirken unmittelbar auf:
Geräuschempfindlichkeit ist also kein rein psychisches Phänomen.
Sie ist eine körperliche Antwort auf emotionale Belastung – und damit ein wichtiger Hinweis darauf, wo das System Unterstützung braucht.
Gerade in der eigenen Wohnung zeigt sich Geräuschempfindlichkeit oft am stärksten. Viele Menschen kommen gut durch den Tag – bis sie zu Hause sind und plötzlich Nachbargeräusche, Schritte oder Stimmen als unerträglich empfinden. Das hat weniger damit zu tun, dass die Wohnung „zu hellhörig“ ist, sondern viel mehr damit, wie das Nervensystem in Situationen reagiert, in denen wir eigentlich Entspannung erwarten.
Zuhause bedeutet:
Wenn hier Geräusche auftauchen, die wir nicht kontrollieren können, entsteht schnell Stress. Das Nervensystem registriert sie als Eindringen in einen geschützten Raum.
Vor allem wenn du ohnehin angespannt bist, kannst du Geräusche schwerer ausblenden.
Typische Beispiele:
Selbst normale Wohngeräusche werden dann zu Auslösern für Anspannung.
Das Nervensystem liebt Vorhersagbarkeit.
Planbare Geräusche – ein gleichmäßiger Regen, ein Ventilator, ein ruhiges Summen – verarbeitet es problemlos.
Schwierig wird es bei Geräuschen, die:
Ein klassisches Beispiel ist das Geräusch von Nachbarn über einem.
Schritte und Poltern sind unregelmäßig und nicht beeinflussbar – der perfekte Stressauslöser.
Viele Betroffene sagen:
„Es fühlt sich an, als wäre der Nachbar in meinem Wohnzimmer.“
Das liegt daran, dass das Gehirn bei Stress schneller räumlich falsch zuordnet.
Der Schall wird dann nicht nur gehört, sondern körperlich empfunden – wie:
Das ist keine Übertreibung. Es ist die verkörperte Reaktion des Nervensystems. Schau auf dieser Seite, welche Strategien dir helfen können, den Körper zu regulieren und weniger geräuschempfindlich zu sein.
Geräusche von oben oder durch dünne Wände haben eine symbolische Komponente:
Für Menschen, die viel Verantwortung tragen oder sich selten erlauben, ihre Bedürfnisse ernst zu nehmen, ist dieser Kontrollverlust besonders schwierig.
Ein angespanntes Nervensystem kann Geräusche fehlbewerten:
Kinderlärm wirkt chaotisch und überfordernd. Das liegt nicht an der Realität, sondern an der inneren Alarmbereitschaft. Der Körper hört immer durch einen emotionalen Filter.
Geräuscheempfindlichkeit kann zu Verunsicherung führen:
„Beschwere ich mich zu Recht?“
„Stelle ich mich an?“
Viele Menschen beginnen, Geräusche zu beobachten, zu analysieren oder zu meiden. Das schafft noch mehr Stress.
Wenn dann jemand aus der Nachbarschaft genervt reagiert oder Abwehr signalisiert („Das sind normale Wohngeräusche“), führt das bei Betroffenen oft zu:
Dabei ist das Problem weniger die Lautstärke – sondern das überforderte Nervensystem.
Wichtig ist:
Wenn Geräusche im eigenen Zuhause unerträglich werden, ist das ein Zeichen, dass dein System überlastet ist. Nicht, dass du zu empfindlich bist.
Die Wohnung ist der Ort, an dem dein Körper mitbekommt, wie viel Stress wirklich in dir ist. Hier fällt auf, was im Alltag kompensiert wurde.
Geräuschempfindlichkeit zu Hause sagt daher oft mehr über die innere Erschöpfung aus als über die Wände des Hauses.
Plötzliche Geräuschempfindlichkeit wirkt für viele Menschen beunruhigend – vor allem, wenn sie ohne klaren Auslöser auftaucht. Doch neurobiologisch lässt sich dieses Phänomen gut erklären: Das Nervensystem legt in bestimmten Situationen einen inneren Schalter um. Dieser Schalter entscheidet, bei fehlender Sicherheit in den Zustand von Alarmbereitschaft. Genau diesen Zusammenhang beschreibt die Polyvagal-Theorie.
Nach der Polyvagal-Theorie reagiert unser Nervensystem ständig auf eine einzige Frage:
Bin ich sicher – oder nicht?
Solange dein Körper Sicherheit wahrnimmt (ventral-vagaler Zustand), kannst du Geräusche filtern, einordnen und innerlich gelassen bleiben.
Doch bei Stress, emotionaler Anspannung oder drohender Überforderung kippt der Zustand – wie ein Schalter. Dein Nervensystem schaltet in:
Und genau in diesem Moment verändert sich die Hörverarbeitung.
Der Körper verstärkt die Wahrnehmung von Geräuschen, um mögliche Gefahren schneller zu registrieren. Das fühlt sich dann an wie:
Es ist kein Zufall, dass plötzliche Geräuschempfindlichkeit oft nach einem Streit, einer schlechten Nachricht, einem hektischen Tag oder einem emotional belastenden Moment einsetzt.
Auch körperliche Faktoren können dazu führen, dass der innere Sicherheitsschalter umlegt:
Der Körper verliert dann kurzfristig seine Fähigkeit, Reize zu sortieren und zu filtern. Selbst alltägliche Geräusche werden intensiver wahrgenommen, weil das Nervensystem automatisch in einen Schutzmodus springt.
Plötzliche Geräuschempfindlichkeit kann auch aus emotionalen Gründen auftreten – oft schon bevor du die Belastung bewusst wahrnimmst.
Typische Auslöser:
Der Körper reagiert sofort auf die innere Unsicherheit – lange bevor du sie gedanklich erfasst hast. Auch hier legt der Sicherheitsschalter um und das Ohr wird zum „Frühwarnsystem“.
Wenn Geräusche plötzlich unerträglich werden, bedeutet das nicht, dass du „sensibler geworden bist“ oder dass etwas „nicht stimmt“. Dein Nervensystem zeigt dir, dass das Gefühl von Sicherheit kurzfristig verloren gegangen ist – und reagiert, indem es dich schützt.
Plötzliche Geräuschempfindlichkeit ist ein Zeichen dafür, dass dein innerer Sicherheitsschalter umgelegt hat. Das System versucht, dich zu warnen, bevor du dich überforderst. Das ist unangenehm, aber biologisch sinnvoll:
Der Körper schärft deine Wahrnehmung, damit du rechtzeitig spürst, dass etwas zu viel geworden ist – bevor du zusammenbrichst oder weit über deine Grenzen gehst.
Viele Menschen, die unter Geräuschempfindlichkeit leiden, wissen nicht genau, an wen sie sich wenden sollen.
Das ist verständlich: Geräuschempfindlichkeit berührt verschiedene Bereiche – Ohren, Nerven, Hormone, Psyche und Muskulatur. Deshalb ist die Diagnostik oft interdisziplinär.
Hier findest du eine klare Orientierung, welche Anlaufstellen sinnvoll sind und was dort untersucht wird.
Der HNO-Arzt ist die erste Adresse bei jeder Form von Geräuschempfindlichkeit. Er prüft, ob das Problem im Bereich von Ohr, Mittelohr oder Hörnerv liegt.
Typische Untersuchungen:
Der HNO-Arzt ist besonders wichtig bei:
Viele Patienten erhalten hier bereits hilfreiche Informationen – auch wenn körperlich alles unauffällig ist. Das bedeutet dann: Das Problem entsteht nicht im Ohr, sondern im Nervensystem.
Wenn Geräuschempfindlichkeit mit folgenden Beschwerden zusammenhängt, ist CMD (Craniomandibuläre Dysfunktion) ein möglicher Auslöser:
Der CMD-Spezialist kann feststellen:
Bei vielen Betroffenen wird die Geräuschempfindlichkeit leichter, sobald der Kiefer entlastet wird.
Die Halswirbelsäule spielt eine große Rolle bei Geräuschwahrnehmung.
Orthopäd:innen oder spezialisierte Physiotherapeut:innen können prüfen:
Gerade der Bereich zwischen C0–C3 ist eng mit dem Hörsystem verknüpft.
Eine hormonelle Abklärung ist sinnvoll bei:
Untersuchungen können sein:
Ein unausgeglichener Hormonhaushalt kann die Reizverarbeitung massiv beeinflussen.
Eine neurologische Abklärung ist sinnvoll, wenn zusätzlich folgende Symptome auftreten:
Verdacht auf Hörnerv-Störungen
Der Neurologe prüft u.a.:
Dies ist besonders wichtig, wenn die Geräuschempfindlichkeit mit ADHS, Fibromyalgie, PTBS oder Burnout zusammenhängt.
Gerade wenn die medizinische Diagnostik unauffällig ist, lohnt sich der Blick auf das Nervensystem aus psychologischer Sicht.
Eine psychotherapeutische Abklärung hilft bei:
Hier geht es nicht darum, „etwas Psychisches zu unterstellen“. Es geht darum, zu verstehen, wie das Nervensystem arbeitet – und wie es entlastet werden kann. Ein leidiges Thema - und mir wirklich wichtig, dass dieses Tabuthema immer besser verstanden wird.
Viele Betroffene profitieren von einfachen Blutuntersuchungen, die klären:
Mängel in diesen Bereichen können Geräuschsensibilität deutlich verstärken und sind oft durch geleerte Depots sogar die Ursache davon.
Warum eine gute Diagnostik so wichtig ist
Und oft zeigt sich: Sobald du verstehst, worauf dein System reagiert, wird die Geräuschempfindlichkeit bereits leichter. Information kann auch Sicherheit geben und damit den Schalter von deinem Nervensystem umlegen auf Ruhe-und Sicherheits-Modus.
Viele Betroffene suchen verzweifelt nach einem Mittel gegen Geräuschempfindlichkeit. Doch es gibt nicht die eine Lösung – weil die Ursachen so unterschiedlich sind. Was jedoch möglich ist: Die Reizschwelle erhöhen, die Stressantwort reduzieren und den inneren Sicherheitsschalter stabilisieren.
Hier findest du einen Überblick, was wirklich hilft – körperlich, psychisch und im Alltag.
Geräuschempfindlichkeit entsteht, wenn das Nervensystem im Alarmmodus ist. Deshalb ist der wichtigste Schritt, wieder in den ventral-vagalen Sicherheitszustand zu kommen. Und schließlich bist du hier nicht auf einer medizinischen, sondern auf einer psychologischen Seite gelandet.
Wirksam sind:
Diese Strategien senken die innere Alarmbereitschaft und verbessern die Hörfilterung.
Die klassische Desensibilisierung stammt aus der Verhaltenstherapie. Sie bedeutet nicht „sich abhärten“, sondern das Gehirn wieder an neutrale Reize zu gewöhnen.
Sanftes Vorgehen:
Wichtig: Desensibilisierung wirkt nur, wenn das Nervensystem parallel reguliert wird. Ist das nicht der Fall, kann die Empfindlichkeit sogar noch zunehmen - wie bei einer Aktivierung des Traumas.
Hypnose kann hilfreich sein, wenn Geräuschempfindlichkeit mit innerer Anspannung, Misophonie oder Überforderung verbunden ist. Im hypnotischen Zustand kann das Gehirn:
Gerade bei emotionalen Triggern ist Hypnose oft erstaunlich wirksam. Es ist auch die Methode, mit der ich meine Klienten unterstütze.
Aus Sicht der Traditionellen Chinesischen Medizin hängt Geräuschempfindlichkeit häufig mit:
Akupunktur, Kräuter und Ernährungsanpassungen können das Nervensystem dämpfen und den Körper stabilisieren.
Spannungen im Kiefer und Nacken beeinflussen den Hörnerv direkt.
Hilfreich sind:
Viele erleben schon nach wenigen Sitzungen eine deutliche Verbesserung.
Gerade bei Histaminintoleranz, Vitaminmängeln oder Schilddrüsenthemen können Anpassungen sehr wirksam sein.
Hilfreich sind:
Viele Betroffene berichten, dass sie mit Magnesium oder Omega-3 innerhalb weniger Tage weniger geräuschempfindlich werden.
Es gibt kein spezifisches Medikament gegen Geräuschempfindlichkeit.
Allerdings können Medikamente helfen, wenn eine medizinische Ursache zugrunde liegt:
Wichtig: Medikamente sollten immer unterstützend wirken – nicht als alleinige Lösung.
Kurzfristig können helfen:
Achtung:
Dauerhaftes Vermeiden oder komplettes Abschotten verschlechtert die Geräuschempfindlichkeit langfristig, weil das Gehirn dann lernt: „Geräusche sind gefährlich.“
9. Psychotherapie & Körpertherapie bei Geräuschempfindlichkeit – wenn Emotionen beteiligt sind
Therapeutische Unterstützung ist besonders hilfreich bei:
Mit regulierenden, körperorientierten Verfahren wie EMDR, Atemarbeit oder Nervensystemtraining lässt sich die Reizschwelle nachhaltig stabilisieren.
Egal welche Methode du wählst – Verbesserung tritt ein, wenn dein Nervensystem den Sicherheitsmodus wiederfindet.
Die zentrale Frage lautet nicht:
„Wie werde ich Geräusche los?“
sondern:
„Wie kann mein Körper wieder fühlen, dass er sicher ist?“
Wenn dieser innere Schalter stabil bleibt, lassen sich Geräusche wieder einordnen und verlieren ihre Bedrohlichkeit.
Geräuschempfindlichkeit fühlt sich oft so an, als hätte man keine Kontrolle darüber. Doch das stimmt nicht. Du kannst jeden Tag auf mehreren Ebenen Einfluss nehmen – auf dein Nervensystem, deine Umgebung und deine innere Haltung. Es geht nicht darum, Geräusche „wegzumachen“, sondern darum, deinem Körper wieder Vertrauen und Sicherheit zu geben.
Hier sind die wirksamsten Schritte:
Anstatt lange Pausen zu planen, wirken kurze, häufige Unterbrechungen viel besser.
Schon 30–60 Sekunden reichen.
Zum Beispiel:
Solche Mini-Pausen bringen den Sicherheitsschalter zurück in den ventral-vagalen Modus.
Wenn ein Geräusch kommt, hilft es, nicht in den Widerstand zu gehen, sondern es einzuordnen:
Durch diese innere Einordnung verliert das Geräusch seine Bedrohlichkeit.
Geräuschempfindlichkeit verstärkt sich, wenn du dich überforderst.
Hilfreich ist:
Es geht nicht um Rückzug – sondern um Selbstschutz.
Ohne sich abzukapseln.
Zum Beispiel:
Dein Nervensystem braucht kurze Zonen ohne Reize, damit es sich stabilisieren kann.
Der Körper reagiert nicht nur negativ auf Geräusche – er kann auch positiv geprägt werden.
Hilfreich sind:
Diese Klänge signalisieren: „Es ist alles gut“, und beruhigen den Hörfilter.
Kiefer, Nacken und Brustkorb sind Schlüsselbereiche.
Was sofort hilft:
Sobald der Körper weich wird, wird der Hörsinn weniger scharf.
Gerade abends ist das Nervensystem reizanfälliger.
Hilfreich ist ein Ritual:
Ein regelmäßiger Übergang in die Ruhe senkt die Empfindlichkeit deutlich.
Geräuschempfindlichkeit ist kein Fehler, kein Makel und keine Überreaktion.
Es ist eine körperliche Reaktion auf Belastung.
Je weniger du gegen dich kämpfst, desto schneller beruhigt sich dein System.
Geräuschempfindlichkeit ist viel mehr als ein „empfindliches Ohr“.
Sie ist ein präziser Hinweis darauf, wie es deinem Nervensystem geht. Und sie ist oft das erste Zeichen, dass du zu viel trägst – körperlich, emotional oder mental.
Ob Hochsensibilität, Stress, Hormone, Verspannungen, ADHS oder seelische Belastung:
Geräuschempfindlichkeit zeigt dir, wo Unterstützung nötig ist.
Der wichtigste Punkt dabei ist:
Wenn der innere Sicherheitsschalter umlegt, macht dein Nervensystem Geräusche lauter – damit du merkst, dass du an einer Grenze bist. Es ist ein Schutzmechanismus, kein Defekt.
Mit etwas Wissen über Ursachen, ein paar regulierenden Übungen und einer liebevollen Haltung dir selbst gegenüber kannst du lernen, Geräusche wieder neutral wahrzunehmen.
Und Schritt für Schritt entsteht etwas, das für viele Betroffene entscheidend ist:
Ein Gefühl von innerer Sicherheit – unabhängig von den Geräuschen um dich herum.
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Übungen zur Regulation des Nervensystems findest du auf dieser Seite.
#46 Hilfe warum bin ich so geräuschempfindlich?
#90 Geräusche vom Nachbarn ausblenden was steckt dahinter, wenn das nicht geht?
#135 – Wenn andere essen, leide ich. Erfahrungsbericht zu Misophonie
#149 - Warum Geräusche dein Nervensystem triggern - und was wirklich dahinter steckt
Meine Worte berühren dich?
Dann trag dich gern hier ein und komm in meinen inneren Kreis – für ehrliche Impulse, stille Kraft und kleine Erinnerungen an dich selbst.
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